2020: Sylt – Deutschland

Dieses Jahr ist ein außergewöhnliches Jahr. Das Coronavirus kam zu uns nach Deutschland und beeinflusst uns auch weiterhin noch ziemlich stark. Unsere ursprünglich nach Viljandi (Estland) geplante Reise mussten wir bereits im April verschieben. Da wir unseren bereits eingeplanten Reisezeitraum Anfang Oktober trotzdem nutzen wollten, planten wir eine Alternative – und zwar auf die Insel Sylt. 

Das professionelle Transporter-Einladeteam

Am Sonntag, den 04. Oktober 2020 ging es für uns los. Einige trafen sich morgens, um den Transporter mit Celli, Kontrabass und Koffern zu beladen. Danach fuhren wir in Privat-PKW Richtung Niebüll, um von da aus den Autoshuttle auf die Insel nach Westerland zu nehmen. Mit teilweise ein bisschen Verspätung, aber heil und sicher sind wir dann abends alle an unserem Ziel angekommen, nämlich an der Jugendherberge List-Mövenberg, ganz im Norden Deutschlands. Der Probenraum wurde gemäß den Vorgaben der Landesverordnung hergerichtet (Mindestabstände, Plastikbarrieren für die Bläser) und dann konnte auch schon unsere erste Probe stattfinden. Nachdem wir uns beim Abendessen gestärkt hatten, unternahmen wir noch einen kleinen Abendspaziergang zum wunderschönen Strand. Obwohl es frisch und windig war, zögerten zwei unserer Mitglieder nicht davor, in die kalte Nordsee zu springen. 

Mit dem Fahrrad die Insel erkunden

Der 05.10.2020 begann wieder mit einer Orchesterprobe, diesmal mit Beethovens Ouvertüre zu Coriolan sowie Antonio Rosettis Jagdsinfonie. Bei strahlendem Sonnenschein und etwas Wind ging es nach dem Mittagessen für uns Sylt erkunden – und zwar mit dem Fahrrad. So fuhren wir mit unseren komplett orangen Fahrrädern durch Städte wie Kampen und Braderup, erkundeten Naturschutzgebiete und legten nach der Hälfte der Strecke eine Pause bei „Gosch“ in Wennigstedt ein. Am Ende des Tages hatten wir eine Strecke von gut 40 km hinter uns gelegt. Zum Glück hat das Wetter gut mitgespielt und wir sind alle trocken und unfallfrei wieder an der Jugendherberge angekommen.

Zum Ausklang des Tages gab es dann noch einen gemeinsamen Spieleabend. Es wurde zuerst gemeinsam beim Pub-Quiz zu den Kategorien Film/Musik/Literatur/Kunst gequizzt, bis es dann in kleinere Gruppen überging und Gesellschaftsspiele wie Wizard, Phase 10 oder Munchkin gespielt wurden.

Gruppenfoto im windigen Westerland

Am Dienstag, den 06.10.2020 wurde wieder fleißig geprobt, bis es für uns nachmittags in die Hauptstadt Sylts ging – nach Westerland. Dort hatten wir die Aufgabe, in Kleingruppen ein Selfie zu machen. Aber nicht irgendeins, sondern ein möglichst kreatives inkl. Passanten, natürlich alles unter Beachtung der Corona-Abstandsregeln und mit Einverständnis aller Abgebildeten. Fleißig gingen alle auf die Suche, es kamen tolle Bilder zusammen und es blieb noch viel Zeit zum Sightseeing, Shoppen oder Spazierengehen am Strand. 

Auch am dänischen Strand auf Rømø darf das Gruppenfoto nicht fehlen

Der Mittwoch begann nicht, wie sonst üblich, mit einer Probe. Stattdessen verließen wir Sylt, um mit der Fähre auf eine andere Insel zu wechseln: Die dänische Insel Rømø. Anfangs wurden wir leider immer wieder von kleinen Schauern eingeholt, doch als wir angekommen waren, wurden wir mit strahlendem Sonnenschein begrüßt, der uns den ganzen Tag über begleitet hat. Ein Traktorbus hat uns dann auf der Insel herumgefahren und wir haben Sehenswürdigkeiten wie eine im 13. Jahrhundert erbaute Kirche und Häuser von ehemaligen Kommandanten gesehen. Dabei hat uns unsere Traktorfahrerin Jette viel über die Insel erzählt. Angekommen im größten – aber immer noch sehr kleinen – Ort Lakolk hatten wir Zeit zum Bummeln, für einen Strandspaziergang oder zum Genießen von Hotdog oder Eis. Gegen Nachmittag sind wir wieder zurück nach Havneby gefahren. Dort hatten wir ebenfalls etwas Freizeit, in der uns unser Dirigent Sönke wieder auf eine Foto-Challenge geschickt hat. Um 18.30 Uhr ging es zurück nach Sylt und wir ließen den Abend mit reichlich viel Pizza und netten Gesprächen ausklingen.

Die Mutigsten des JSOA beim Verspeisen der Auster-Delikatesse

Nachdem wir einen Tag lang unsere Instrumente nicht in der Hand hatten, hieß es für uns am Donnerstag, den 08.10.2020 wieder Proben. Wir setzen uns vormittags intensiv mit Beethovens zweiter Sinfonie sowie den Solostücken unseres Cellisten Jacob auseinander. Nach dem Mittagessen ging es für uns wieder zurück zum Hafen, um von dort aus eine Robbenbesichtigung zu starten. Leider war das Wetter nicht ganz auf unserer Seite, es hielt uns aber trotzdem nicht davon ab, mit einem ehemaligen Krabbenkutter und ausgerüstet mit gelben Regencapes in See zu stechen. Während der Fahrt wurden uns Meerestiere gezeigt, die frisch gefangen und danach natürlich wieder zurück ins Meer entlassen wurden. Wir bekamen Seesterne, Krebse, eine Auster und eine Seespinne zu Gesicht und einige haben sich getraut, diese Lebewesen auch einmal auf der Hand zu halten – oder im Falle der Auster auch zu verzehren. Nach knapp einer Stunde Fahrt sind wir dann bei den Sandbänken angekommen, auf der zahlreiche Seehunde, Heuler sowie auch Kegelrobben UV-Licht getankt haben. Eine Kegelrobbe ist sogar etwas näher an unseren Kutter herangeschwommen. Nach der Robbenrundfahrt hat eine Gruppe das Erlebniszentrum Naturgewalten besucht, um sich dort die Ausstellung anzuschauen, während andere sich gemütlich in ein Café gesetzt haben oder zurückgefahren sind, um sich aufzuwärmen. Nach dem gemeinsamen Abendbrot in der Jugendherberge beendeten wir den Tag mit einem Kammermusikabend, in dem u.a. Werke aus „Fluch der Karibik“, „Carmen“, „Harry Potter“ oder „Griechischer Wein“ von Udo Jürgens spontan vorbereitet und präsentiert worden sind.  

Dieses Foto benötigt keine Beschreibung

Am 09.10.2020 brach unser letzter kompletter Tag auf Sylt an. Ein besonderer, denn heute fand unser erstes Konzert seit Januar statt. Es war ein außergewöhnliches Konzert, fand es doch ohne Publikum statt, aber auch ein erfolgreiches. 

Nach der Generalprobe und dem letzten Feinschliff konnten wir noch etwas Zeit am Strand oder in der Jugendherberge verbringen, bevor wir nachmittags zu unserem Konzertort, der Feuerwehrhalle der Freiwilligen Feuerwehr Keitum, gefahren sind. Ohne Publikum, aber dafür mit ganz viel Motivation und Ehrgeiz erklang um 17.15 Uhr der erste Ton der Coriolan-Ouvertüre von Ludwig van Beethoven. Gefolgt von den Solostücken Kol Nidrei (Max Bruch) und Waldesruhe (Antonin Dvorak) beendeten wir die erste Hälfte mit Antonio Rosettis Sinfonia da caccia. Nach einer kleinen Pause beendeten wir unser Konzert mit Beethovens zweiter Sinfonie. Es war ein tolles Gefühl, nach einer so langen Zeit ohne Konzert wieder eines spielen zu dürfen und wir freuen uns jetzt schon darauf, in den nächsten Monaten weiter am Programm arbeiten zu dürfen, um im Januar ein tolles Laeiszhallenkonzert darbieten zu können.

Zum Abschluss der Reise kamen wir nochmal alle gemeinsam im Restaurant „49er al dente“ zusammen und ließen dort den Abend ausklingen. 

Rückfahrt von Sylt in Corona-Zeiten – Symbolbild

Mit gepackten Koffern und vollen Autos traten wir dann am Samstag, den 10.Oktober 2020 die Heimreise an. Nach dem gemeinsamen Frühstück brachen wir Richtung Westerland zum Sylt Shuttle auf, wo einige am Ende des Tages bis zu acht Stunden warten mussten, um überhaupt auf den Autozug zu gelangen, da dort ein großer Andrang herrschte. Einige hatten Glück und waren gegen Nachmittag schon in Ahrensburg, während die letzten Autos wiederum um 22 Uhr an der Stormarnschule ankamen. Egal ob früher oder später, sind alle heil und sicher wieder zuhause angekommen und trotz vielem Warten war es eine lustige Heimreise. Insgesamt blicken wir auf eine erinnerungswürdige Sylt Reise mit vielen wunderschönen Momenten zurück und freuen uns auf die nächste Reise in 2021.

Ein Text von Hanne Gerckens